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Das heutige Türchen öffnet
sich bei Familie
Eppmann, Fenskestrasse
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Vor gut 30 Erwachsenen und ungefähr 5 Engel"Kindern"
konnten
wir,
die Geschichte von Frau Holle vernehmen. Bei
regen und feuchter Kälte fanden sich unter den
Regenschirmen doch noch viele zusammen um die Erzählung
über Frau Holle zu hören.
Für das leibliche Wohl in Form von Süßspeisen
und Getränken
wurde
von herrn
Eppmann
gesorgt. |
Einige Bilder der Veranstaltung (fotografiert
von Holger Hütte)
Eine Witwe hatte zwei Töchter, davon war
die eine schön und fleißig, die andere
häßlich und faul. Sie hatte aber die
häßliche und faule, weil sie ihre rechte
Tochter war, viel lieber, und die andere mußte
alle Arbeit tun und der Aschenputtel im Hause sein.
Das arme Mädchen mußte sich täglich
auf die große Straße bei einem Brunnen
setzen und mußte so viel spinnen, daß ihm
das Blut aus den Fingern sprang. Nun trug es sich
zu, daß die Spule einmal ganz blutig war,
da bückte es sich damit in den Brunnen und
wollte sie abwaschen; sie sprang ihm aber aus der
Hand und fiel hinab. Es weinte, lief zur Stiefmutter
und erzählte ihr das Unglück. Sie schalt
es aber so heftig und war so unbarmherzig, daß sie
sprach: »Hast du die Spule hinunterfallen
lassen, so hol sie auch wieder herauf.« Da
ging das Mädchen zu dem Brunnen zurück
und wußte nicht, was es anfangen sollte;
und in seiner Herzensangst sprang es in den Brunnen
hinein, um die Spule zu holen. Es verlor die Besinnung,
und als es erwachte und wieder zu sich selber kam,
war es auf einer schönen Wiese, wo die Sonne
schien und vieltausend Blumen standen. Auf dieser
Wiese ging es fort und kam zu einem Backofen, der
war voller Brot; das Brot aber rief: »Ach,
zieh mich raus, zieh mich raus, sonst verbrenn
ich: ich bin schon längst ausgebacken.« Da
trat es herzu und holte mit dem Brotschieber alles
nacheinander heraus. Danach ging es weiter und
kam zu einem Baum, der hing voll Äpfel, und
rief ihm zu: »Ach, schüttel mich, schüttel
mich, wir Äpfel sind alle miteinander reif.« Da
schüttelte es den Baum, daß die Äpfel
fielen, als regneten sie, und schüttelte,
bis keiner mehr oben war; und als es alle in einen
Haufen zusammengelegt hatte, ging es wieder weiter.
Endlich kam es zu einem kleinen Haus, daraus guckte
eine alte Frau, weil sie aber so große Zähne
hatte, ward ihm angst, und es wollte fortlaufen.
Die alte Frau aber rief ihm nach: »Was fürchtest
du dich, liebes Kind? Bleib bei mir, wenn du alle
Arbeit im Hause ordentlich tun willst, so soll
dir's gut gehn. Du mußt nur achtgeben, daß du
mein Bett gut machst und es fleißig aufschüttelst,
daß die Federn fliegen, dann schneit es in
der Welt; ich bin die Frau Holle.« Weil die
Alte ihm so gut zusprach, so faßte sich das
Mädchen ein Herz, willigte ein und begab sich
in ihren Dienst. Es besorgte auch alles nach ihrer
Zufriedenheit und schüttelte ihr das Bett
immer gewaltig, auf daß die Federn wie Schneeflocken
umherflogen; dafür hatte es auch ein gut Leben
bei ihr, kein böses Wort und alle Tage Gesottenes
und Gebratenes. Nun war es eine Zeitlang bei der
Frau Holle, da ward es traurig und wußte
anfangs selbst nicht, was ihm fehlte, endlich merkte
es, daß es Heimweh war; ob es ihm hier gleich
vieltausendmal besser ging als zu Haus, so hatte
es doch ein Verlangen dahin. Endlich sagte es zu
ihr: »Ich habe den Jammer nach Haus kriegt,
und wenn es mir auch noch so gut hier unten geht,
so kann ich doch nicht länger bleiben, ich
muß wieder hinauf zu den Meinigen.« Die
Frau Holle sagte: »Es gefällt mir, daß du
wieder nach Haus verlangst, und weil du mir so
treu gedient hast, so will ich dich selbst wieder
hinaufbringen.« Sie nahm es darauf bei der
Hand und führte es vor ein großes Tor.
Das Tor ward aufgetan, und wie das Mädchen
gerade darunterstand, fiel ein gewaltiger Goldregen,
und alles Gold blieb an ihm hängen, so daß es über
und über davon bedeckt war. »Das sollst
du haben, weil du so fleißig gewesen bist«,
sprach die Frau Holle und gab ihm auch die Spule
wieder, die ihm in den Brunnen gefallen war. Darauf
ward das Tor verschlossen, und das Mädchen
befand sich oben auf der Welt, nicht weit von seiner
Mutter Haus; und als es in den Hof kam, saß der
Hahn auf dem Brunnen und rief:
»Kikeriki, unsere goldene Jungfrau ist wieder
hie.«
Da ging es hinein zu seiner Mutter, und weil es
so mit Gold bedeckt ankam, ward es von ihr und
der Schwester gut aufgenommen.
Das Mädchen erzählte alles, was ihm
begegnet war, und als die Mutter hörte, wie
es zu dem großen Reichtum gekommen war, wollte
sie der andern, häßlichen und faulen
Tochter gerne dasselbe Glück verschaffen.
Sie mußte sich an den Brunnen setzen und
spinnen; und damit ihre Spule blutig ward, stach
sie sich in die Finger und stieß sich die
Hand in die Dornhecke. Dann warf sie die Spule
in den Brunnen und sprang selber hinein. Sie kam,
wie die andere, auf die schöne Wiese und ging
auf demselben Pfade weiter. Als sie zu dem Backofen
gelangte, schrie das Brot wieder: »Ach, zieh
mich raus, zieh mich raus, sonst verbrenn ich,
ich bin schon längst ausgebacken.« Die
Faule aber antwortete: »Da hätt ich
Lust, mich schmutzig zu machen«, und ging
fort. Bald kam sie zu dem Apfelbaum, der rief: »Ach,
schüttel mich, schüttel mich, wir Äpfel
sind alle miteinander reif.« Sie antwortete
aber: »Du kommst mir recht, es könnte
mir einer auf den Kopf fallen«, und ging
damit weiter. Als sie vor der Frau Holle Haus kam,
fürchtete sie sich nicht, weil sie von ihren
großen Zähnen schon gehört hatte,
und verdingte sich gleich zu ihr. Am ersten Tag
tat sie sich Gewalt an, war fleißig und folgte
der Frau Holle, wenn sie ihr etwas sagte, denn
sie dachte an das viele Gold, das sie ihr schenken
würde; am zweiten Tag aber fing sie schon
an zu faulenzen, am dritten noch mehr, da wollte
sie morgens gar nicht aufstehen. Sie machte auch
der Frau Holle das Bett nicht, wie sich's gebührte,
und schüttelte es nicht, daß die Federn
aufflogen. Das ward die Frau Holle bald müde
und sagte ihr den Dienst auf. Die Faule war das
wohl zufrieden und meinte, nun würde der Goldregen
kommen; die Frau Holle führte sie auch zu
dem Tor, als sie aber darunterstand, ward statt
des Goldes ein großer Kessel voll Pech ausgeschüttet. »Das
ist zur Belohnung deiner Dienste«, sagte
die Frau Holle und schloß das Tor zu. Da
kam die Faule heim, aber sie war ganz mit Pech
bedeckt, und der Hahn auf dem Brunnen, als er sie
sah, rief:
»Kikeriki, unsere schmutzige Jungfrau ist
wieder hie.«
Das Pech aber blieb fest an ihr hängen und
wollte, solange sie lebte, nicht abgehen. |