Eine der ersten gedruckten und in größerer Auflage
verbreiteten Karten der Leinestadtt und ihrer Umgebung abgesehen
von der Kurhannoverschen Landesaufnahme von 1764 bis 1786 -
erschien 1807 in der Buchhandlung der Gebrüder Hahn in
der Leinstraße. Sie wurde vom Inspektor Pentz und von
dem auch von mehreren anderen Karten jener Zeit bekannten Fürstlich
Waldeckschen Leutnant Ludwig Bennefeld (1776 bis 1824) aufgenommen
und gezeichnet und von Franz in den Stahlstich im Maßstab
1: 10 000 umgesetzt. Sie war anscheinend für Käufer
in ganz Westeuropa bestimmt, denn der Maßstab ist in
französischen Metern, englischen Fathoms und rheinländischen
und Calenberger Fuß angegeben. Es war die Epoche Napoleons,
als Hannover von französischen Truppen besetzt war und
der Landesherr, König Georg 111., im fernen London das
britische Königreich und das welfische Kurfürstentum
zwischen Harz und Nordsee in Personalunion regierte.
Ist diese Karte auch nicht farbig angelegt wie
die Stadtpläne von Seutter oder Hogrefe, so bringt die Schummerung
der Berge und ihrer welligen, lang auslaufenden Hänge doch einen
stark plastischen Eindruck hervor. Deutlich heben sich der Lindener Berg
mit der Windmühle und den Kalksteinbrüchen und der Tönniesberg
am Südrand heraus - die Chaussee von Hameln läßt dann
doch wieder an der Steilheit dieses "Gebirgszuges" zweifeln
- aber auch das dünenartige Moränengelände im Norden mit
Schneiderberg, Schaufeld und "Langen Roh". Als tiefliegend
charakterisiert ist die Leinernasch lin Süden mit der Lindener und
der Neustädter Aue und der Altstädter Marsch, nordwestlich
der Stadt fortgesetzt mit Moritzwinkel, Herrenhäuser Aue und der
Großen Koppel zwischen der Leine und dem Herrenhäuser Kanal,
der das für die "englische Wassermaschine" und damit für
die Fontänen des Großen Gartens entnommene Leinewasser wieder
in den Fluß zurückführte. Ricklinger, Bornumer und Davenstedter
Holz haben noch eine beachtliche Waldgröße, aber auch das
Kötnerholz ist ebenso zu erkennen wie der Südrand der Mecklenheide
nördlich der Burgschanze bei Herrenhausen. Im Osten aber wird die
Karte vom Saum der Eilenriede begrenzt. Dazwischen liegen noch große
Ackerflächen wie das Steintorfeld, die Lister Feldmark oder das
Nedderfeld.
Altstadt und Neustadt Hannover sind noch von
ihren Wassergräben und Festungswällen umgeben, auf denen
sich schon Georgstraße, Friedrichstraße und Esplanade abzeichnen.
Mit den ausgedehnten Gartengemeinden vor Aegidientor und Steintor und
den Gärten zwischen der Calenberger Neustadt und Linden beginnt
eine "Zersiedlung" der Landschaft, die sich später vor
allem an den Landstraßen fortsetzen wird. Neben diesen Bürgergärten
treten die großartigen Parkanlagen des Welfenhauses und des Hofadels
beiderseits der Herrenhäuser Allee und in Linden hervor. Die Dörfer
Herrenhausen, Hainholz, Vahrenwald und List im Norden und Limmer im
Westen lagen noch weit vor den Stadttoren, und so manche Flurbezeichnung
findet sich auf der Stadtkarte von 1981 als Straßenname wieder.
Die "Randlage" Hannovers im östlichen Drittel des Kartenbildes
führte dazu, daß man bei einem Teil der Auflage später
den rechten Rand abschnitt und ein Ergänzungsblatt anfügte
mit der Bult und der Eilenriede bis nach Steuerndieb, zum Kirchröder
und zum
Döhrener Turm. Auch hiervon sind noch mehrere Exemplare bekannt.
Helmut Zimmermann
aus: EH29 Hannover-Archiv Ergänzungs Edition Band II
|