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"Die Gegend um Hannover auf vier Quadratmeilen", vor 1825

Diese von Wagner gezeichnete und von der hellwingschen Hofbuchhandlung herausgegebene Karte der Königlichen Residenzstadt Hannover und ihrer Umgebung "auf vier Quadratmeilen" im Maßstab 1:30 000 ist undatiert, muß aber zwischen 1820 und 1824 entstanden sein, da das Gut Wülfel seit 1820 der Witwe des Generals Adolf August Wilhelm von Oldershausen und das Gut Wettbergen bis 1824 dem Kammerherrn August Albert von Uslar gehörten. Die Karte vermittelt uns ein sehr genaues Bild vom Umfeld unserer Stadt bis Ronnenberg, Laatzen, Wülferode, Bothfeld, Stöcken und Benthe, ein Gebiet, das nur wenig über die Grenzen unserer niedersächsischen Landeshauptstadt seit 1974 hinausgeht, während der heutige Stadtbezirk Misburg mit Anderten noch außerhalb des östlichen Kartenrands liegt. Alt- und Neustadt Hannover bilden den Mittelpunkt im Ring ihrer seit wenigen Jahrzehnten aufgegebenen, aber noch nicht abgetragenen. Festungswerke, wie sie uns auch der nahezu gleichzeitige, ebenfalls von Wagner gestochene und mit gleicher Randleiste verzierte Stadtplan von 1822 zeigt. Vom Norden bis zum Südosten ziehen sich die Gärten der Bürger und der "Gartenleute" um die Altstadt herum, eingefaßt vom breiten Grünstreifen der Eilenriede zwischen Lister und Döhrener Turm. Nach Nordwesten führt die Herrenhäuser Allee schnurgerade zum Sommersitz der noch bis 1837 in London residierenden Welfenkönige mit dem Rechteck des Großen Gartens. Von großzügigen Gartenanlagen des Barock wird auch das Bauerndorf Linden westlich der Ihme eingefaßt, wo Kalkgrube und Ziegelei die frühe Industrialisierung der Egestorff-Epoche anzeigen.


Karte von 1825


Wie mit dem Lineal gezogen, streben auch die Landstraßen ihren stundenweit entfernten Zielen Hildesheim, Celle, Langenhagen, Nienburg, Rehburg, Nenndorf, Hameln oder Göttingen zu, Neben vielen Wäldern bestimmen Felder, Heide und Moor das Landschaftsbild, aber Benther Berg, Mönckeberg, Lindener Berg und Kronsberg sind bereits Vorboten der Mittelgebirgsschwelle vom Deister bis zum Hildeshelmer Wald. Zwischen den weit auseinanderliegenden Dörfern ist noch viel Platz für die l,Zersiedelung" der Landschaft, wird doch die wachsende Residenzstadt ein Halbjahrhundert später die Zahl von 100 000 Einwohnern erreichen. Nach der Vereinigung von Alt- und Neustadt im Jahre 1824 und der Eingemeindung der Vorstadt 1859, der beiden Gartengemeinden vor Steintor und Aegidientor, und von Ohe und Glocksee 1870 wurden 1891 die vier Dörfer Herrenhausen, Hainholz, Vahrenwald und List "geschluckt", denen 1907 der "große Ring" von Stöcken über Bothfeld und Kirchrode bis Wülfel folgte. 1920 aber vereinigte man die Städte Linden, das bereits vom Limmer über Badenstedt bis Ricklingen reichte, und Hannover, und die Gebletsreform von 1974 brachte noch einmal einen Zuwachs von Vinnhorst im Norden über Ahlem, im Westen bis Wettbergen und Wülferode im Süden und Misburg im Osten. Viele der auf dieser Karte zu lesenden Flur- oder Waldbezeichnungen aber blieben uns in den Straßennamen der niedersächsischen Landeshauptstadt erhalten, die es trotz ihrer halben Million Einwohner immer noch verstanden hat, eine "Großstadt im Grünen" zu bleiben. Das Waldgeblet der Eilenriede im Osten, die breite Leineaue im Süden -heute mit der blauen Fläche des Maschsees - und die Fortsetzung des Leineurstromtals nach Nordwesten mit den Herrenhäuser Königsgärten sind wegen ihres unsicheren Baugrunds und der Überschwemmungsgefahr, aber auch in bewußter Landschaftspflege, selbst nach eineinhalb Jahrhunderten noch wenig eingeengt von moderner Wohn- und Industriebebauung. Mögen sie auch in einer umweltbewußteren Zukunft erhalten bleiben als "grüne Lungen" eines dichtbesiedelten Ballungsraums, den sich der Kartenzeichner Wagner um 1825 gewiß noch nicht vorstellen konnte.
Helmut Zimmermann

EH8 Hannover-Archiv Ergänzungs Edition Band I

           
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