Hainholz hat sich mit seiner etwa tausendjährigen Geschichte
zu einem Stadtteil mit einer außergewöhnlichen großstädtischen
Atmosphäre entwickelt. Jeder kann hier die Beschaulichkeit
einer grünen Stadtlandschaft finden, in denen es Oasen der
Ruhe und Abgeschiedenheit in der Natur gibt. Dennoch ist in
unmittelbarer Nähe die Anbindung an die Großstadt anzutreffen,
ohne deren Vorzüge das Leben heute nicht mehr wegzudenken ist.
Wenn wir uns aber einen Augenblick dem geschichtlichen Träumen überlassen,
können wir noch das alte Dorf aus den früheren Zeiten erkennen.
Man braucht nur von 'Auf dem Loh' aus Richtung Nordosten über
die Bahngleise der Personenzuglinie hinweg zu sehen, schon
ist das alte verträumte Dörfchen Hainholz zu erkennen, wie
es auch in früheren Zeiten ausgesehen haben mag: die vielen
grünen Bäume, aus denen mittendrin keck die Kirchturmspitze
der Hainhölzer Kirche(n) herausragt.
Die Mücken tanzen leichtfertig in der goldenen Sonne. Die
Bäche, feuchte Wiesen und Teiche bieten wie jedes Jahr, Störchen
ideale Nistplätze auf den Schornsteinen der reetgedeckten niedrigen
Bauernhäusern. Fast kann man erahnen, wie der Bauer seine Tiere
an der 'Seikenwiese' vorbei zur Strangriede auf die Weide treibt.
Doch da wird das Zeitfenster von einem herannahenden Güterzug
unterbrochen. Jetzt stehen da die kleinen Mietshäuser entlang
der Eisenbahngleise. Laut schallen die Stimmen der herumtobenden
Kinder und der Erwachsenen herüber. Es ist ein buntes Gemisch
spanischer und deutscher Worte, die von der Hainhölzer Glasfabrik
herüberschallt. Ein kleiner Schwenk mit dem Kopf nach Westen,
fast dort wo der Wallberg gestanden hatte, ragt die Vereinigte
Schmirgel- und Maschinenfabriken hervor. Auch von dort können
die Gespräche belauscht werden.
Sie unterhalten sich über die Bürgerschule, die gerade (1904)
an der Voltmerstraße aufgebaut wird. Jeder hofft, dass die
vielen Kinder aus Hainholz in den 16 Klassenräume unterkommen
mögen. Als gerade ein großer Sattelschlapper auf der Brücke über
die Gleise braust, wird der Betrachter in das Jahr 2000 geworfen.
Die Bahn, aus der Richtung des Hannoverschen Hauptbahnhofes über
den Engelbosteler Damm kommend, steht jetzt mitten auf die
Brücke zur Schulenburger Landstraße. Der Blick fällt durch
die Personenzugbrücke. Sie wirken wie ein Tor in eine neue
Welt. Hinter der Brücke gibt es immer noch die große breite
Straße, die Schulenburger Landstraße. An Stelle der 'Seikenwiese'
stehen von grüner Bepflanzung ummantelte Häuser der Gründerzeit.
Immer noch beeindruckt die Kirche mit ihrer geheimnisvollen
Geschichte des Entstehens. Alles Wissen ihrer Vorfahren hat
sie noch nicht preisgegeben. In der Vereinigte Schmirgel- und
Maschinenfabriken - weltweit bekannt - erblickt der Besucher
immer noch die klare klassische Linenführung.
Clemens Kühn 2001
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